Agressionsverhalten

Reagiert dein Hund auch mal aggressiv?

 

Wir lesen es häufig, dass Menschen von Hunden gebissen werden, oder Aggressionsverhalten zwischen Artgenossen entstehen.

Kennen wir die Körpersprache unseres Hundes?

Häufig haben wir es selbst erlebt, dass Hunde nicht angeleint laufen und die Körpersprache eindeutig „auf Angriff“ ausgerichtet, das Anleinen dieser Hunde unterlassen wird, mit dem Hinweis „mein Hund hat noch nie zugebissen, der macht nichts“ oder der berühmte Spruch "Der will nur spielen". Solche Erlebnisse hatten wir mit ganz unterschiedlichen Hunderassen und nur wenige Frauchen/Herrchen hat die Körpersprache ihrer Hunde richtig verstanden. Ganz im Gegenteil, sie haben meistens danebengelegen.

 

Die Beißvorfälle werden in der Presse häufiger publiziert, insbesondere seit die sogenannte „Kampfhunde“ für Schlagzeilen gesorgt haben. Es gilt jedoch immer zu bedenken, dass jeder Hund und unabhängig von der Rasse zubeißen kann. Und ja, selbstverständlich muss berücksichtigt werden, dass solche Hunde, die zu „Kampfmaschinen“ ausgebildet werden eindeutig als menschgemachte „Waffe“ zu bezeichnen sind und hochgefährlich sind. Jedoch kann und wird dieses Problem nicht damit ausgeschaltet, indem für bestimmte Hunderassen die Hundesteuer massiv angehoben werden. Es ist wie meistens ein menschliches Problem der Auslöser und nicht der Hund selbst.

 

Der Grundsatz, dass kein Hund aggressiv oder gefährlich geboren wird, stimmt.

 

Verkannt werden darf nicht, dass sehr verschiedene Aspekte für die Entwicklung der Hunde ausschlaggebend sind und möglicherweise auch eine tendenzielle genetische Veranlagung für bestimmte Verhaltensweisen. Die Verantwortung liegt aber insbesondere beim Menschen selbst, der sich für eine bestimmte Hunderasse interessiert, ob die Voraussetzungen zur Haltung dieses Hundes überhaupt gegeben sind. 

Wenn jemand einen Herdenschutzhund als Welpen aufnimmt, sich jedoch nicht darüber im Klaren ist, dass diese Rasse eine ganz besondere körperliche und geistige Auslastung braucht, sondern die Aktivitäten sich auf tägliche 30-Minuten-Spaziergänge beschränken, dann dürfen Frauchen/Herrchen sich nicht wundern, wenn Einrichtungsgegenstände zerstört werden oder der Hund sogar Aggression entwickelt.

Menschen, die noch nie zuvor einen Hund hatten und sich völlig uninformiert auf dieses „Abenteuer“ so einlassen, zudem einen Welpen aufnehmen, der eine konsequente Erziehung braucht, wird sich im Ergebnis über unerwünschte Verhaltensweisen nicht wundern dürfen.

Es gibt also sehr unterschiedliche Faktoren, von denen abhängt, wie sich ein Hund entwickelt, aber, immer ist der Mensch der Ausgangspunkt! Als Stichwort: Sozialisierungsverhalten.

 

Für ein aggressives Verhaltensmuster eines Hundes gibt es nicht unbedingt nur einen Auslöser, oft sind es mehrere. Klare und eindeutige Aggressionsmuster sind nicht definierbar. Die Verhaltensweisen der Hunde sind variabel, auch hinsichtlich der Motivation und damit gibt es sehr unterschiedliche und viele Aggressionsauslöser. Damit ist es schier unmöglich die Hunde nach Aggressionsmuster zu katalogisieren.

 

Eines dürfte deutlich und klar sein, nämlich, dass unsere Haushunde keinen Überlebungskampf führen müssen, was das Futter betrifft oder eine sichere und geborgene Umgebung. Innerhalb eines Rudels kann es durchaus „Kämpfe“ geben, um das Leckerchen, den Platz neben Frauchen/Herrchen auf der Couch, oder das geliebte Spielzeug. Dabei kann es zu Drohgebärden kommen, wie Zähne fletschen, knurren, Objektfixierungen usw. Wenn der andere Hund dann Calming Signals aussendet, kann ein solcher Konflikt recht schnell beendet werden. Es kann aber durchaus auch zu aggressionsbeladenen Konflikten kommen.

 

Wichtig ist auch, dass der Status eines Hundes nicht unwichtig ist. Hier ist der Mensch nicht unbedeutend hinsichtlich der Erziehung des Hundes. Nämlich dann, wenn dem Hund vom Menschen selbst ein ranghoher Status unbewusst zugewiesen wird und damit der Hund sich selbst als ranghöher einstuft, so betrachtet sich der Hunde als verantwortlich und sieht den Menschen als wenig oder nicht handlungsfähig. Ein solcher Hund kann sowohl innerhalb des Rudels – mit dem Menschen -, als auch außerhalb, zum Beispiel beim Zusammentreffen mit Artgenossen und Menschen ein Verteidigungsverhalten offenbaren. Innerhalb des Rudels wird der Hund seine Verteidigungsstrategie als „Verantwortlicher“ auch anwenden, beispielsweise, wenn Frauchen/Herrchen ihm sein Spielzeug abnehmen möchten.

Zwar agieren nicht alle Hunde gleichermaßen, aber durch fehlende Erziehung und Konsequenz können solche Verhaltensmuster, oder „statusbedingte Aggressionen“ entstehen.

Ebenso können Aggressionen als Verteidigung des Territoriums als Möglichkeit nicht vernachlässigt werden. Die Abschreckung von „Eindringlingen“ in das persönliche Gebiet des Hundes ist ein sehr verbreitetes Phänomen.

 

Es gibt sehr viele und unterschiedliche Aggressionsmuster. Vielleicht noch die wichtigsten in Kürze.

 

Manche Hunde neigen tendenziell zu Ängsten. Es gibt bestimmte Reize, die Ängstlichkeit auslösen, damit auch Stress und die entsprechenden körperlichen Reaktionen. Der Hund befindet sich sozusagen in einem Ausnahmezustand. Grundsätzlich bleibt dem Hund die Möglichkeiten zu kämpfen, zu fliehen oder zu erstarren. Vielleicht sendet er Calming Signals aus, um den Konflikt mit einem Artgenossen zu beenden. Oder begeht eine Übersprungshandlung. Ist es einem Hund jedoch unmöglich der Angst zu entkommen, so kämpft er ums Überleben und zwar mit allen möglichen Mitteln.

 

Andere Hunde haben möglicherweise schlechte Erfahrungen mit „Männern“ gemacht, weil sie geschlagen wurden. Also werden sie diesbezügliches ein ängstliches Verhalten zeigen. Nähert sich ein Mann und versucht diesen Hund zu streicheln, kann dieses Verhalten wiederum ein Aggressionsverhalten auslösen.

 

Jedoch gibt es auch organische Erklärungen für manches Aggressionsverhalten, ohne an dieser Stelle eine abschließende Liste von Erkrankungen im Einzelnen zu nennen.

Beispielsweise Hirntumore oder Schilddrüsenerkrankungen können zu aggressivem Verhalten führen.

In diesen Bereich ist auch die Aggression aufgrund von Schmerzen zu nennen. Hunde mit Schmerzen stehen unter Stress. Möchten wir unseren sonst so lieben Hund dann anfassen, kann er mit Schnappen oder Beißen reagieren.

 

Deshalb ist immer anzuraten, wenn ein Hund plötzlich und wiederkehrend aggressiv reagiert, einen medizinischen Check durchführen zu lassen.

 

Aggressives Verhalten erkennen

 

Körpersignale

Für die Begegnung mit Hunden ist deren Körpersprache sehr wichtig. Sie zu erkennen und zu verstehen, sind von entscheidender Bedeutung.

Wenn wir die Körpersprache missinterpretieren, so führt dies unter Umständen zu heiklen Situationen.

Hunde sind keine Menschen und deren Körpersprache drückt sich anders aus, somit müssen wir davon Abstand nehmen, ihnen eine „Menschlichkeit“ hinsichtlich des Verhaltens, deren Agierens und Reagierens zuzuweisen.

Vereinfach formuliert ist auch ein aggressives Verhalten ein Kommunikationsmittel der Hunde. Sein damit verbundenes Ausdrucksmittel sind körpersprachliche Signale. Entweder ist die Körpersprache offensiv oder defensiv.

 

Agiert der Hund offensiv, so läuft das in verschiedenen Stufen ab.

Imponieren, raumgreifende Körpersprache, macht sich groß, Fell im Rückbereich ist aufgestellt, die Rute steht hoch, Ohren nach vorne gestellt, starke Spannung im Körperbereich, die Bewegungen verlangsamen sich.

Ziel ist es zunächst eine Distanz zu schaffen. Führt dies nicht zum Erfolg, beginnt der Hund mit Drohungen, der Blick wird gehalten, dazu Zähne fletschen und knurren, die Pupillen weiten sich, der Körper geht in Richtung des anderen Hundes.

Es kann zur T-Stellung kommen, indem der offensiv ausgerichtet Hund dem anderen Hund den Weg blockiert.

 

Ist die Körpersprache defensiv, macht der Hund im Grunde genommen das Gegenteil als beim offensiven agieren.

Er macht sich kleiner, ist gebeugt, der Rücken rund, leichtes Anwinkeln der Beine, die Rute ist unter den Bauch gezogen, die Ohren nach hinten. Vielleicht ist das Fell im Rücken, Schulterbereich, an der Rute aufgestellt. Der Hund zeigt an, dass er zum Rückzug bereit ist, keinen Konflikt möchte, er wendet den Blick ab. Möglicherweise duckt er, offenes Maul. In einer Paniksituation kann es zum Abwehr-Beißen kommen.

 

Es kann auch zu dem sogenannten „Kommentkampf“ kommen.

Ohne jetzt auf die vorliegenden Besonderheiten zwischen Hündinnen und Rüden näher einzugehen, ist es häufig so, dass zwischen Rüden solche Kommentkämpfe stattfinden, beispielsweise wenn es um die Rangordnung geht. Und solche Rangordnungskämpfe können sehr heftig sein.

Es ist insbesondere für uns Hundehalter eine sehr schwierige Situation, denn wir neigen tendenziell dazu, uns um die Hunde herum zu stellen, auf sie einzureden, vielleicht an den Leinen zu zerren, was durchaus konfliktfördernd ist, so dass die nächsthöhere Eskalationsstufe erreicht wird.

 

Die Frage ist auch immer, wer ist der Auslöser für diesen Kommentkampf?

Es gibt ein Beispiel, das zu einem Kommentkampf führte, weil der Besitzer eines Hundes dem anderen Hund ein Leckerchen angeboten hat. Das war der Auslöser. Eine solche Situation kann dann durchaus eskalieren.

Durchaus sehr wichtig ist, dass wir unseren Hund gut kennen. Reagiert der Hund jetzt auf uns, beispielsweise bei einer Richtungsänderung?

Wir können mit dem anderen Hundehalter möglicherweise regeln, in verschiedene Richtungen weiter zu gehen. Beide „Parteien“, also wir Menschen müssen uns vernünftig und aktiv beteiligen.

Es ist nicht zuträglich, wenn wir Menschen dann mit lautem Schreien die Situation beenden möchten, denn Hunde sind definitiv in diesem Moment überhaupt nicht in der Lage bzw. bereit, auf Kommandos zu hören. Eher forciert das die Situation.

Eine Möglichkeit kann sein, dass eine akuter „Schreck“, die beiden Hunde aus der Situation löst, indem deren Aufmerksamkeit vom „Kampf“ hin zum „Schreck“ umgeleitet wird. Es könnte ein neues Geräusch sein, also ein überraschender Moment, zum Beispiel ein Klatschen. Beide Hundehalter müssen dann sofort reagieren, wenn die Situation kurzfristig aufgelöst ist. Also durch den Richtungswechsel die beiden Kontrahenten trennen.

Nicht jede derartige Situation muss eskalieren, es ist schon möglich, dass die Hunde diesen „Kampf“ allein wieder entschärfen.

Immer ist in solchen Situationen besondere Vorsicht geboten und ein hektisches Verhalten von uns Menschen nicht zielführend.

Wir müssen auch sehr klar erkennen, dass jedwedes Aggressionsverhalten eines Hundes, zu heftigen Folgen für die Hunde und uns Menschen führen kann.

Die sehr unterschiedlichen Aggressionsauslöser und insbesondere tieferen Gründe für ein solches Verhalten müssen festgestellt werden, um dann erst im nächsten Schritt mit fachlicher Unterstützung gegenwirken zu können. Wir dürfen keinesfalls ein uns bekanntes Aggressionsverhalten verharmlosen. Ganz im Gegenteil wir müssen es sehr ernst nehmen.

 

Manchmal können es fehlende körperliche und geistige Auslastungen sein, die zur Aggression führen. Oder auch Erkrankungen, so auch Schmerzzustände. Fehlende Sozialisierung des Hundes.

Einigkeit besteht immer, dass wir Aggression unschön finden, wir lieben unseren Hund und möchten das Beste für ihn. Und genau deshalb ist es wirklich sehr wichtig, sehr früh das Verhalten unserer Hunde genauer anzuschauen, und nicht wegschauen.

Wenn Hunde schon verhaltensauffällig aggressiv gegenüber Artgenossen und/oder Menschen reagiert haben, wäre eine Vorsichtsmaßnahmen das Tragen eines „Maulkorbes“ und die sofortige Inanspruchnahme professioneller Unterstützung.

 

Es gilt immer der Grundsatz "Saftey First"!